Perlenarbeiten

Perlenarbeiten
Perlenarbeiten,
 
kunsthandwerkliche Arbeiten wie Schmuck, Verzierungen an Kleidern, Gebrauchsgegenständen, Möbeln u. a., zu denen neben echten und künstlichen Perlen auch perlenähnliche Gebilde aus verschiedenen Materialien (Glas, Holz, Schmucksteine, Korallen, Muschelschalen und Schneckenhäuser) verwendet werden. In der abendländischen und byzantinischen Kunst ist v. a. die Perlenstickerei zu nennen.
 
Perlen aus Stein wurden seit dem frühen Neolithikum hergestellt und in Ketten aufgezogen. Neben meist runden Einzelperlen gab es Röhren- und Scheibenperlen. Die Herstellung mittels Ätztechnik verzierter Karneolperlen geht in Mesopotamien bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zurück; sie wurden nach dem Auftragen einer alkalischen Paste erhitzt. Die Technik stammt vielleicht aus dem Indusgebiet, wo Karneol abgebaut wurde. Seit dem frühen 3. Jahrtausend sind Glasperlen nachzuweisen. Früh erfolgte auch die Verarbeitung von Bernstein zu Perlen.
 
Perlenarbeiten sind in großen Teilen Afrikas verbreitet. Zu den Materialien gehören neben Fruchtkernen v. a. Glasperlen europäischer, afrikanischer und asiatischer Herkunft, Metalle, Gesteine (Bauxit), Schmucksteine (u. a. Karneol, Achat) sowie Kunststoff. Besonders verbreitet sind Perlenarbeiten bei Volksgruppen mit höfischer Kultur (Kuba, Pende, Benin, Yoruba, Bamum), aber auch bei Viehzüchterstämmen Zentral-, Ost- und Südafrikas. Meist werden die Perlen auf gewebte Stoffe, Rindenstoff oder Leder appliziert oder auch als eigenständige Gebilde in Gestalt netz- beziehungsweise vorhangartig miteinander verknüpfter Schnüre als Kronen oder Tanzaufsätze (Benin und Yoruba) verwendet oder als solche über Kalebassen, Stäbe u. a. gezogen. Neben meist geometrischen Mustern werden auch Figuren und Gesichter herausgearbeitet (Yoruba).
 
Die Indianer Nordamerikas verwendeten aus Muscheln und Schneckenhäusern geschliffene Perlen für gewebte Gürtel (Wampum). Für Stickereien ersetzte man dieses Material unter europäischem Einfluss durch Glasperlen; das erlaubte eine feinere Ausarbeitung der Verzierungen.
 
 
In Mikronesien waren Perlen aus Korallen und Muscheln Schmuck der Gürtel; Kaurischnecken und Abschnitte von Netzreusenschnecken wurden dagegen v. a. in Neuguinea auf Gürtel und Bänder aus Kokosbast, Geflecht oder Maschenstoff aufgenäht. Besonders perfekte Perlenstoffe aus traditionellen, später europäischen Perlen sind Zierschurze und Armreifen auf Manus.
 
 
L. E. Jefferson: The decorative arts of Africa (New York 1973);
 W. C. Orchard: Beads and beadwork of the American Indians (ebd. 21975);
 W. B. Fagg: Yoruba beadwork. Art of Nigeria (ebd. 1980);
 M. F. Delarozière: Les perles de Mauritanie (Aix-en-Provence 1985);
 
Alle Perlen dieser Welt. Eine Kulturgesch. des Perlenschmucks, bearb. v. L. S. Dubin (a. d. Amerikan., 1988).

Universal-Lexikon. 2012.

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